In Zeiten agiler Arbeitsmethoden stellt sich oft die Frage, wie man in Teams mit flachen Hierarchien Entscheidungen trifft. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es keine allgemeingültige Lösung gibt. Jede Entscheidungssituation erfordert ein individuelles Vorgehen, und ich habe viel Zeit damit verbracht, für mich einen gangbaren Weg zu finden. Für mich steht fest: Nicht alle Entscheidungen können oder sollten immer im Team getroffen werden. Auch wenn ich die Idee der Teamentscheidungen gerne unterstütze, halte ich es für unrealistisch, diese Herangehensweise in jeder Situation anzuwenden.
Entscheidungen situativ und flexibel treffen
Im Laufe meiner Karriere habe ich gelernt, dass ich mich in manchen Situationen für Entscheidungen verantwortlich fühlen musste. Es ist nicht möglich, immer den Konsens zu finden, und das sollte auch nicht das Ziel sein. Konsens bedeutet, dass alle einer Meinung sind, aber das ist weder realistisch noch produktiv. Diskussionen sind essenziell, aber sie sollten nicht endlos dauern. In der Praxis zeigt sich, dass jeder seine eigene Meinung haben sollte und darf. Eine gesunde Diskussion sollte Raum für verschiedene Standpunkte bieten. Doch am Ende des Tages muss die Person, die für einen bestimmten Bereich verantwortlich ist, auch die Entscheidung treffen. Verantwortlichkeiten sind hier der Schlüssel – unabhängig davon, wie flach die Hierarchien oder wie selbstorganisiert ein Team ist.
Der Mittelweg: Ein Ansatz von Mary Poppendieck
Mary Poppendieck, eine Expertin im Bereich Lean Development, hat in einem Vortrag im Jahr 2021 einen spannenden Ansatz zur Entscheidungsfindung in Teams vorgestellt. Ihr Grundgedanke: Zu viel Konsens kann kontraproduktiv sein. Poppendieck betont, dass es wichtiger ist, einen Mittelweg zu finden, der beide extremen Meinungen berücksichtigt. Dieses Prinzip hilft, eine konstruktive Lösung zu entwickeln. Auch ich habe oft erlebt, dass es unmöglich ist, den perfekten Konsens zu erreichen. Daher ist es wichtig, dass die Verantwortung für eine Entscheidung klar definiert ist. Zu viele Diskussionen und das Streben nach Konsens können ein Team lähmen und dazu führen, dass Entscheidungen nicht vorankommen.
Mein Weg zur Entscheidungsfindung
Wenn ich Entscheidungen treffe, gehe ich grundsätzlich so vor, dass ich erst das Team oder einzelne Experten konsultiere, die der Thematik am nächsten stehen. Es ist mir wichtig, unterschiedliche Meinungen einzuholen, auch von denjenigen, die sich normalerweise zurückhalten. Dieser Austausch ist wertvoll, denn viele Köpfe denken besser als einer. Dennoch liegt es in der Verantwortung der Führungskraft oder des Entscheidungsträgers, einen Schlussstrich zu ziehen, wenn nötig. Entscheidungen zu treffen ist kein einfacher Prozess, aber unvermeidlich, wenn man Teams führt. Auch unpopuläre Entscheidungen gehören dazu – hier ist es entscheidend, den Entscheidungsweg transparent zu machen und diesen klar zu kommunizieren.
Entscheidungen fällen – auch mit der Gefahr, Fehler zu machen
Eine meiner größten Erkenntnisse war, dass es unmöglich ist, es allen recht zu machen. Zu Beginn meiner Karriere hatte ich diesen Anspruch, doch schnell merkte ich, dass das nicht realistisch ist. Stattdessen ist es mein Ziel, Entscheidungen nachvollziehbar zu erklären und allen Beteiligten den Raum zu geben, ihre Bedenken oder Rückmeldungen zu äußern. Oft ist das Feedback hilfreich, auch wenn es nicht immer leicht zu verdauen ist. Trotzdem sollte man keine Angst davor haben, Entscheidungen zu treffen – auch wenn man dabei Fehler macht. Niemand ist perfekt, und gerade im technologischen Umfeld habe ich erlebt, dass man manchmal später erkennt, dass eine Entscheidung nicht optimal war. Doch es ist ebenso wichtig, in solchen Momenten den Mut zu haben, einen neuen Weg einzuschlagen und den Fehler zu korrigieren.
Situatives Handeln als Schlüssel
Entscheidungen sollten immer situativ getroffen werden. Flexibilität ist dabei das A und O. Wer starr an einem Vorgehen festhält, verliert schnell den Blick für die Realität. Es gilt, sich der Situation anzupassen und offen für Veränderungen zu sein. Ideologien oder feste Methoden sind hier fehl am Platz. Stattdessen sollten wir uns auf offene Kommunikation, Respekt und Transparenz konzentrieren. Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Meinung zu äußern – nicht nur die lautesten Stimmen.
Fazit: Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen
Entscheidungen sind ein unvermeidlicher Teil des Arbeitslebens, besonders in einer Führungsposition. Der Schlüssel liegt darin, die Verantwortung klar zu definieren, alle Meinungen zu berücksichtigen und dennoch den Mut zu haben, eine Entscheidung zu fällen. Offenheit, Transparenz und Flexibilität sind dabei entscheidend, um langfristig gute Entscheidungen zu treffen und Teams effektiv zu führen.
Falls ihr Unterstützung bei der Entscheidungsfindung braucht oder Fragen habt, könnt ihr euch gerne bei mir melden.
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